Freitag, 26. Juni 2009

... und du bist weg

Ein Tag im Juni 2009

In der Morgenpost
Fußgänger stehen ratlos vor der Rathausbrücke
Donnerstag, 18. Juni 2009 09:58
Seit Dienstag ist die Verbindung zwischen dem Nikolaiviertel und dem zukünftigen Schlossareal quasi ohne Vorwarnung gekappt. Zwar hatte es im Vorfeld vage Ankündigungen zum Beginn der Sperrung gegeben, doch der genaue Zeitpunkt wurde vom zuständigen Bauamt nicht genannt.
Foto: Marion Hunger
Studentin Janina steht ratlos an der Rathausbrücke. Hier gibt es plötzlich kein Durchkommen mehr
Für Kopfschütteln, Unmut und Riesenärger bei Fußgängern und Radfahrern sorgt die plötzliche Sperrung der Rathausbrücke in Mitte. Seit Dienstag ist die Verbindung zwischen dem Nikolaiviertel und dem zukünftigen Schlossareal quasi ohne Vorwarnung gekappt. Zwar hatte es im Vorfeld vage Ankündigungen zum Beginn der Sperrung gegeben, doch der genaue Zeitpunkt wurde vom zuständigen Bauamt nicht genannt. Die vielen Passanten ärgert besonders, dass weit und breit kein Schild auf die neue Verkehrssituation hinweist, während für Autofahrer rechtzeitig und mehrmals das Zeichen für Sackgasse aufgestellt ist.
„Das ist unglaublich“, schimpft Doris B. (25), die mit ihrem Kinderwagen vor dem Gitterzaun halten musste. „Ich komme von der Wilhelmstraße und wollte zum Kinderarzt ins Nikolaiviertel.“ Ihr blieb nur der große Umweg über die Schloßplatz-Baustelle und die Karl-Liebknecht-Straße. „Besonders ärgerlich, weil ich jetzt natürlich den Arzttermin nicht einhalten kann.“ Weshalb die Vollsperrung ohne Vorwarnung blieb, konnte von der zuständigen Senatsabteilung für Stadtentwicklung nicht erklärt werden. Dabei hatte die Verwaltung noch im April verkündet: „Für Fußgänger und Radfahrer wird die Rathausstraße… zugänglich sein. Ein provisorischer Fußgängerübergang stellt sicher, dass die Spreeuferpromenade und das angrenzende Nikolaiviertel auch während der Bauzeit erreicht werden können.“
Als besonders lachhaft empfanden die zahllosen Betroffenen ein kleines weißes Schildchen mit der Aufschrift: „Rathausbrücke gesperrt“ und „Fußgänger“ mit einem Pfeil, der geradewegs in den Hof der Hochschule für Musik Hanns Eisler am Schloßplatz 7 führt.
Eine Behelfsbrücke für Fußgänger und Radfahrer wird es nicht geben. „Wir haben das im Vorfeld erwogen, aber dann aus wirtschaftlichen und technischen Gründen verworfen“, sagt Lutz Adam, Bereichsleiter bei der Senatsverwaltung. Für eine provisorische Spreebrücke hätte man sehr lange Rampen anlegen müssen, um sie für Rollstuhlfahrer benutzbar zu machen. So ist die Überquerung der Spree an dieser Stelle frühestens Ende kommenden Jahres oder Anfang 2011 wieder möglich. Die neue Rathausbrücke aus Stahlträgern und Betondecke soll im Sommer 2011 fertiggestellt sein. In der kommenden Woche beginnt der Abriss des alten Bauwerks.
Für die Geschäftsleute in der Nähe beginnt eine schwierige Zeit. „Die Touristen und die Laufkundschaft bleiben weg“, sagt Ilona Kühn, Inhaberin der „Klöppelstube“ an der Rathausstraße 21. „Die Leute, die auf dem Weg zum Außenministerium oder zur Hochschule im Staatsratsgebäude vorbeikamen, nehmen jetzt einen anderen Weg. Und wer schlendert schon gern an Läden vorbei, die an einer Baustelle liegen?“ Doch die Geschäftsfrau gibt nicht auf. Um Stammkunden zu halten, bietet sie Schauklöppeln, Kurse und Modenschauen an (www.kloeppeln-berlin.de).
Um den Bau der alten Kurfürstenbrücke anstelle der provisorischen Rathausbrücke aus DDR-Zeiten am Humboldt-Forum hatte es einen langen Kampf gegeben. Bürgervereine sowie die Gesellschaft Historisches Berlin wollten eine Rekonstruktion der alten Schlossbrücke erreichen. Doch sowohl Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer als auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (beide SPD) zeigten keinen Einlenkungswillen. Sie beharrten auf dem Neubau einer schlichten Brücke an dieser Stelle.
Doch schon dabei hatten sich die Behörden nicht mit Ruhm bekleckert, denn innerhalb weniger Monate waren die Kosten um mehr als die Hälfte gestiegen. Sollte die Brücke ursprünglich sechs Millionen Euro kosten, sollen es jetzt 9,3 Millionen werden zuzüglich weiterer Kosten von einer Million Euro wegen integrierter Telefon- und Stromleitungen, so die Auskunft der Senatsverwaltung.

Donnerstag, 18. Juni 2009

Brücke gesperrt

Pressemitteilung des Senats vom 18.6.2009

Seit Ende vergangener Woche ist die Rathausbrücke für Fußgänger gesperrt. In kürze beginnt der eigentliche Abriss. Die Rathausbrücke überspannt im Zuge der Rathausstraße die Spree-Oder-Wasserstraße und verbindet das Nikolaiviertel/Marx-Engels-Forum mit dem Schlossplatz/Marstall. Die alte Brücke wird abgerissen und durch eine neue Konstruktion ersetzt.
Mit den Baumaßnahmen für den Neubau der Rathausbrücke in Berlin-Mitte wurde Ende April 2009 begonnen. Seither wurden Suchschachtungen für die Leitungsträger vor und hinter dem Brückenbauwerk und im Bereich der Rathausstraße zwischen Nikolaiviertel und dem Marx-Engels-Forum ausgeführt. Vorbereitende Arbeiten für die Herstellung der Entwässerungsleitungen wurden ebenfalls ausgeführt.
Auf dem Überbau des Brückenbauwerkes wurde bereits der Asphaltbelag abgefräst. Die Demontage der Geländer hat begonnen. Ende Juni/Anfang Juli soll die Brücke geleichtert werden, indem einige Brückenelemente aus der Konstruktion herausgetrennt werden. Der eigentliche Abrisstermin erfolgt nach Entfernung der Leitungen durch Vattenfall, er kann deshalb noch nicht genau terminiert werden.

Die Demontage der Stahlbau- und Stahlbetonbauteile des Überbaus beginnt voraussichtlich in der 26. KW. Die Brückenelemente werden vor Ort getrennt und mittels Autokran ausgehoben. Die Demontagearbeiten sind voraussichtlich Anfang Juli 2009 abgeschlossen.
Die alte Rathausbrücke ist seit dem 12.06.2009 voll gesperrt. Der gesamte Verkehr wird über die benachbarte Mühlendamm- und Schlossbrücke geführt. Eine provisorische Fuß- und Radwegbrücke als Spreequerung wird nicht errichtet. Bereits in der Phase der Entwurfsplanung wurde die Machbarkeit untersucht. Auf der südlichen Seite ist der Bau einer solchen Brücke - bedingt durch die örtlichen Verhältnisse (Marstall/ Nikolaiviertel) - nicht möglich. Auf der nördlichen Seite hätten Höhensprünge überwunden werden müssen, die für die barrierefreie Nutzung lange Rampen erforderlich gemacht hätten. Da die Spreeübergänge Mühlendamm/ Liebknechtbrücke in zumutbarer Nähe liegen, wurde bereits in dieser Planungsphase eine provisorische Fußgängerbrücke verworfen.

Die Demontage der Brücke erfolgt unter halbseitiger Sperrung der Spree und damit unter Aufrechterhaltung des Schiffsverkehrs. Die Arbeiten werden innerhalb der gesetzlichen Arbeitszeiten ausgeführt.

Weitere Termine
Beginn Einbringen der Spundwände: Ende Juli 2009
Beginn Abbrucharbeiten im Bereich der Widerlager: Mitte August 2009
Beginn Herstellung der neuen Widerlager: Ende Oktober 2009
Bauwerksdaten (neue Rathausbrücke)
Bauweise Stahlverbundkonstruktion
Gewicht des Überbaus rd. 290 t
Gesamtstützweite 40,80 m
Gesamtlänge Bauwerk 44,70 m
Breite zwischen den Geländern 18,00 m
Lichte Durchfahrtsbreite 26,50 m