Dienstag, 1. Juni 2010

Brückenbau stagniert - oder?

Warum werden Termine bei Großbauten in Berlin nicht eingehalten?
Unfähigkeit der Planer, der Behörden oder was?

Rathausbruecke in Berlin - Baustelle
Annette Ahme schrieb am 27.05.2010 13:19:

Sehr geehrte Damen und Herren,


klein und versteckt steht es heute in der Morgenpost: Der Neubau der

Rathausbrücke verzögert sich um mindestens ein Jahr! Grund: angeblich

ist die Stahlbaufirma insolvent geworden.

Leider konnten wir damals nicht durchsetzen, daß diese wichtigste und

älteste Brücke der Stadt (hier auf der Brücke hatte sich im Jahre 1307

die erste Vereinigung von Berlin und Cölln zu einer gemeinsamen Stadt

vollzogen, hier stand das erste gemeinsame Rathaus dieser Stadt!)

angemessen gestaltet wird, und daß vor allem das wichtigste und

kunsthistorisch gesehen wertvollste Denkmal Berlins von Weltrang des

Großen Kurfürsten (von Andreas Schlüter!) an seinen Ort kommt.

Es ist absolut unangemessen und aus der Zeit gefallen, den für diese

Stelle viel zu banalen (bitte um Verzeihung, der Entwurf selbst ist

nicht schlecht, nur für diese entscheidende Stelle völlig unpassend!)

Entwurf aus den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts zu realisieren.

Dieser Entwurf an dieser Stelle ist geschichts- und stillos und paßt in

die Wasserstadt Spandau, nicht aber an den Ursprungsort unserer Stadt!

Hier an dieser engsten Stelle an der Spree haben sich die beiden Städte

Cölln und Berlin ursprünglich entwickelt, die Brücke ist der

Entstehungsgrund unserer Stadt.

keine Bruecke ueber die Spree


Bitte setzen Sie sich gemäß Ihrer Möglichkeiten dafür ein, daß die

überholte Neubauplanung doch noch gestoppt wird. Noch ist nicht alles

zu spät! Ich erinnere in diesem Zusammenhang daran, daß vor wenigen

Tagen die BVG ganz nonchalant einem Bauträger eine "Entschädigung" von

1,5 Mio Euro (!!) gezahlt hat, nur weil diese Baufirma in einem

Schreiben aufgezeigt hat, daß angeblich in der EU-weiten

Bauausschreibung betr. Hochbahn Pankow (40 Mio Umfang) Verfahrensfehler

enthalten gewesen seien. Wir hatten damals nachgerechnet, daß das

Risiko einer Schadensersatzklage im Fall der Rathausbrücke bei maximal

300.000 Euro liege. Ich sage ja nicht, daß dieser Betrag negligable

sei, aber im Kontext der Bedeutung dieser Brücke, die leider in der

Senatsbauverwaltung verkannt wurde (Junge-Reyer: "Hier haben wir ein

Beispiel, daß auch ein rein technisches Bauwerk gefällig aussehen

kann") müßte dieser Betrag doch hingenommen werden.

Bitte überlegen Sie, was Sie tun können. Noch sind keine falschen

Tatsachen geschaffen.

Es ist im übrigen ein Skandal, daß entgegen der eigenen Gesetzgebung

diese Brücke auf keiner Seite behindertengerecht gebaut wird, sondern

auf beiden Seiten Treppen bekommt, auch für Ältere und Kinderwagen etc.

ein Ärgernis und selbst der eigenen rot-roten Ideologie vollkommen

widersprechend! Das bedeutet: Die geplante Brücke entspricht damit

weder den aktuellen rechtlichen Anforderungen, noch kommt sie in

irgendeiner Weise der hohen stadthistorischen Bedeutung dieses Ortes

nach. Sie darf so nicht realisiert werden!