Dienstag, 26. August 2008

Wichtige Denkpause nutzen

Im Namen der Arbeitsgruppe Rathausbrücke im Nikolaiviertel knüpfe ich an drei Vorgänge an:

1.) Der vorgesehene Erlaß einer Gestaltungssatzung für die Historische Mitte
Hier ist es unbedingt notwendig, Schloßplatz und Rathausbrücke mit in den Geltungsbereich einzubeziehen. Die Rathausbrücke ist kein "Nutzbauwerk", sondern sie verbindet ästhetisch und geschichtlich das barocke, königliche Berlin mit dem Ursprungs-Berlin, der Keimzelle aus Berlin und Cölln.
2.) Die eingetretene Zeitverzögerung aufgrund des Widerspruchs der Berliner Reedereien
(diese Information ist heute der Berliner Morgenpost zu entnehmen).
Es ist dringend, die jetzt entstehende Denkpause zu nutzen, um der Rathausbrücke endlich die ihr gebührende Sorgfalt bei ihrer Gestaltung zukommen zu lassen. Der Architekt, Walter A. Noebel, wäre jederzeit bereit, eine neue Planung, die die Geschichtlichkeit der Brücke besser berücksichtigt, zu erarbeiten.
3.) Die Aufregung um die Gestaltung der Berliner Mitte
Mit seinem Diktum vom häßlichen Alexanderplatz hat der Regierende Bürgermeister ausgesprochen, was viele denken: Noch immer wird der historischen Mitte nicht die ästhetische Aufmerksamkeit geschenkt, die sie verdient. Insofern sollte die Trauer über schon mißlungene Gebäude dahingehend genutzt werden, daß Bauten, die noch nicht realisiert sind, jetzt einer besonders genauen Prüfung unterzogen werden. Dies gilt natürlich ganz besonders für die Rathausbrücke. Die Rathausbrücke ist in ihrer emblematischen Bedeutung nur der Karlsbrücke in Prag oder der Augustusbrücke in Dresden zuzuordnen. Diese Stelle galt einst als der schönste Fleck von Berlin, es war die meistverkaufte Postkartenansicht der Stadt.

Blick über die Lange Brücke zum Schlossplatz Historische Postkarte (Zentrum für Berlin-Studien)

Auf der Rathausbrücke fand die erste Berliner Vereinigung statt (zwischen den Schwesterstädten Berlin und Cölln, hier wurde das erste gemeinsame Rathaus gebaut). Die Rathausbrücke als die historisch wichtigste Brücke Berlins hat es nicht verdient, als erste Brücke im historischen Zentrum rein zweckorientiert betrachtet zu werden.

Wir fordern die Öffentlichkeit und insbesondere die Berliner Politik auf, die jetzt eingetretene Denkpause für eine bessere Rathausbrücke zu nutzen.

Mit freundlichen Grüßen, im Auftrag, Annette Ahme


Schloß Dom und Denkmal des Großen Kurfürsten - Postkarte von 1938
Im Vordergrund die heutige Rathausbrücke, die früher Lange Brücke hieß und 1895 offiziell in Kurfürstenbrücke umbenannt wurde.
(Diese Postkarte stellte uns Reinhard zur Verfügung)





Das Foto der Brücke von Max Missmann
aus dem Buch "Vom Mühlendamm zum Schlossplatz"
von Laurenz Demps. (Parthas Verlag).
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1 Kommentar:

  1. Architektur ist eine Kunstform, die den eigentl. Anspruch hat, die Zeiten zu überdauern, als Ausdruck der Entwicklung des Menschen. In der Musik und der Bildenden Kunst sind Reproduktionen Gang und Gebe. Es geht bei Reproduktionen ja nicht um die ursprünglichen Steine, sondern um die Idee, die hinter dem Bau steht-
    Niemand verhindert Bachkonzerte, die werden ja auch nicht von den originalen Musikern gespielt. Alte Bilder, Dinosaurier, alte Filme werden immer wieder konserviert und gezeigt. Für die Ausstellung Madame Tussouts werden horrende Eintrittsgelder gezahlt.
    Eine Archit.-Rekonstruktion beschränkt sich i. A. auf kleinstem Raum, in dem sich moderne Menschen selten aufhalten. Laßt uns historisch Interessierten doch diesen kleinen Raum. Alle Kosten werden sich durch den Besucher-Ansturm amortisieren. Berlin bietet den modernen Architekten sehr viel Platz. Die langweilige Potsdamer Brücke über dem Landwehrkanal z.B., würde eine Modernisierung gut vertragen ohne Proteste einzubringen.
    Ich bin gegen Stilbruch, deren Ziel es ist, alte Bausubstanz zu erniedrigen. Ich finde die moderne Architektur interessant, aber dort, wo Sie hingehört, dort wo moderne Menschen leben.

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