Anette Ahme ist entsetzt:
„Das Ganze ist so
unüberbietbar
geschmack-, niveau- und
maßstabslos
– ein Offenbarungseid,
für den man sich auf der
Stelle
fremdschämen möchte.“ Dieses
harsche Urteil, das die Kunsthistorikerin
abgibt, gilt der
Rathausbrücke,
speziell dem Geländer
der Brücke.
Ihre Stäbe nämlich erinnern
an Knüppel oder Holzstöcke.
„Es handelt sich um Abgüsse
von Holzpfählen“, erläutert
DanielaAugenstein,
Sprecherin von
Stadtententwicklungssenator
Michael Müller (SPD).
„Architekt
Walter Noebel, der die
Brücke
entworfen hat, sah noch ein
sachliches Geländer vor.“
Doch in einem zweiten
Wettbewerb
„Kunst am Bau“ habe
sich dann der Schweizer Erik
Steinbrecher mit dem
„Knüppelgeländer“
durchgesetzt. Er sagt von sich selbst, dass
er sich
in seinen Arbeiten mit dem
Vokabular
aus Architektur, Natur
und Alltag auseinander
setzt.
„Die Idee hinter dem
Geländer
ist, dass die Rathausbrücke
einmal
aus Holz bestand“, so
Daniela
Augenstein.
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Anette Ahme, die an allen
Fronten für ein historisches
Berlin kämpft, kann darüber
nur den Kopf schütteln. „Als
ich damals aus dem Preistext
von den Knüppeln erfuhr,
habe
ich gedacht, das sei eine
kleine
Exaltiertheit, ein Witz, den
man
bald wieder unter den Tisch
fallen
lässt.“ Sie verweist darauf,
dass das im Krieg zerstörte
Original
„die erste repräsentative
steinerne Brücke im
nördlichen
deutschsprachigen Raum“ war.
„Und nun wird mit diesen
geschmacklosen
Knüppeln an die
Zeit davor erinnert“, so
Anette
Ahme fassungslos. Für noch
absurder
hält sie allerdings
dieAusführung
des Geländers.
Die Knüppel haben nämlich
beim Blick aufs Material
nichts
mit Holz zu tun. Jeder
einzelne
besteht im Inneren aus
gewöhnlichen
Metallstäben, die mit Schaumrollen umklebt
sind.
„Darüber wurden anschließend
so genannte
Geländerstielumhüllungen
aus Aluminium montiert“, berichtet
Daniela Augenstein.
„Es handelt sich dabei
um Halbschalen, die, wenn
sie
zusammengesetzt sind, einen
Holzpfahl imitieren.“ Aus
echtem
Holz sei dagegen der
Geländerlauf.
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