Dienstag, 27. Januar 2009

Pressekonferenz: Was machen die Medien daraus?

Dieser Entwurf eines Brückenneubaus wurde als Alternative zum geplanten Neubau auf der PK vorgestellt
BERLINER ZEITUNG vom 27.01.2009
Streit um die Rathausbrücke
Bürgervereine fordern den Wiederaufbau nach historischem Vorbild
- Ulrich Paul
Wenn es nach Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) geht, soll die Rathausbrücke am Schlossplatz nach einem Entwurf mit moderner Architektur wieder aufgebaut werden. Mehrere Bürgervereine wollen den Bau jetzt aber in letzter Minute verhindern. "Wir fordern einen Planungsstopp", erklärten gestern Vertreter der Gesellschaft Historisches Berlin, des Vereins Berliner Historische Mitte, des Forums Stadtbild und der AG Rathausbrücke. Der bereits ausgeschriebene Auftrag für den Bau dürfe nicht erteilt werden. Es müsse eine "Denkpause" geben, um neu über die Gestaltung zu diskutieren. Schließlich stamme der Brücken-Entwurf des Architekten Walter Noebel aus dem Jahr 1998. Er beziehe sich noch auf den Palast der Republik, aber nicht auf das Schloss, das jetzt an dessen Stelle neu aufgebaut werden soll.

Die Rathausbrücke verbindet das Nikolaiviertel mit dem Schlossplatz über die Spree. Ihr Platz ist einer der ältesten Brückenstandorte Berlins. Im Laufe der Jahre hieß das Bauwerk erst Lange Brücke, dann Kurfürstenbrücke und schließlich seit 1951 Rathausbrücke. 1307 fand auf der Brücke die erste Vereinigung zwischen Cölln und Berlin statt. 1695 errichteten Arbeiter dort die erste Steinbrücke der Stadt, 1703 fand das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten auf der Brücke Platz.

Von der 1895 umgestalteten Brücke ist heute nur noch ein Pfeiler erhalten. Der Rest ist ein Provisorium, das jetzt durch einen Neubau ersetzt werden soll. Der Pfeiler der historischen Brücke soll nach den Senatsplänen abgerissen werden, um eine Durchfahrtsbreite von 26 Metern für die Binnenschiffe zu erhalten. Die vier Bürgervereine setzen sich dafür ein, dass der alte Pfeiler erhalten bleibt und die Brücke nach historischem Vorbild gestaltet wird. Gestern stellten sie einen Entwurf vor, bei dem dies möglich ist: neben der geforderten 26 Meter breiten Durchfahrt könnten danach der Pfeiler und ein 15 Meter breiter Brückenbogen gebaut werden. Platz genug wäre dafür, wenn die Spree an dieser Stelle auf ihre ursprüngliche Breite erweitert würde. Beim Bau des Palastes der Republik war die Spree hier für die Palast-Terrassen um etwa zehn Meter verschmälert worden. Nach dem Abriss des Palastes ließe sich das Flussbett wieder erweitern. Die vier Bürgervereine dürfen sich über prominente Unterstützung für ihre Forderung freuen. Der deutsche Nobelpreisträger für Medizin von 1999, Günter Blobel, setzte sich jetzt in einem Schreiben an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit für die historische Brücke ein. "Das banale Betonband" Noebels werde im Zusammenhang mit dem wiederaufgebauten Schloss "lächerlich und irritierend wirken", schreibt er. Die Stadtentwicklungsbehörde bleibt jedoch hart: "Wir haben einen vernünftigen Entwurf und den werden wir auch realisieren."
Morgenpost vom 27.01.2009
Bürgervereine stellen ihre Rathausbrücke vor
- Von Isabell Jürgens
Im Streit um den Neubau der Rathausbrücke, die das Nikolaiviertel mit dem Schloss-Areal verbindet, haben sich jetzt vier Bürgervereine zusammengeschlossen und einen Gegenentwurf präsentiert."Noch ist das Vergabeverfahren zum Neubau nicht abgeschlossen. Es ist noch nicht zu spät, die peinliche Offenbarung von architektonischer Geschichtslosigkeit des Senats zu stoppen", appellierte Stefan Görlich vom Forum Stadtbild Berlin.Die Bürgervereine Forum Stadtbild, Berliner Historische Mitte e.V., AG Rathausbrücke und Gesellschaft Historisches Berlin (GHB) fordern in einem Schreiben an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und den Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses, die im Oktober 2008 gestartete Ausschreibung der Baumaßnahme sofort zu stoppen.
Wie berichtet, soll die 1953 errichtete Behelfsbrücke abgerissen und durch einen Neubau nach den Plänen des Architekten Walter A. Noebel ersetzt werden. Dieser hatte vor zehn Jahren einen entsprechenden Wettbewerb gewonnen."1999 stand der Palast der Republik noch. Vom Humboldt-Forum mit der Rekonstruktion der barocken Schlossfassaden war keine Rede", so Beate Schubert vom Verein Berliner Historische Mitte. Doch nun würde man mit Noebels schlichter Konstruktion aus Stahl und Beton ohne den noch erhaltenen Mittelpfeiler der alten Kurfürstenbrücke die einmalige Chance vergeben, die städtebauliche Einheit von Brücke, Schloss und Zeughaus wieder herzustellen.
Die Senatsverwaltung hatte jedoch mit Hinweis auf die Erfordernisse der Schifffahrt stets darauf bestanden, dass der Mittelpfeiler weg müsse. "Tatsächlich gibt es aber kein Gesetz, dass diese Forderung rechtlich legitimiert", sagte Annette Ahme von der AG Rathausbrücke. Es müsse lediglich sichergestellt werden, dass die Spree an dieser Stelle auf einer Breite von 26,50 Meter schiffbar sei. "Die Spree ist an dieser Stelle 44 Meter breit", so Ahme. Man könne den linken Bogen auf 26 Meter strecken, um diese Forderung zu erfüllen. Nötig sei dazu nur der Abriss der ehemaligen Palast-Terrasse, der in den 1970er-Jahren zehn Meter in die Spree hineingebaut wurde und diese dort verenge. "Wir fordern keine exakte Rekonstruktion der historischen Brücke, sondern eine Lösung, die das Wiederaufstellen des Reiterstandbildes des Großen Kurfürsten am originalen Standort zulässt", ergänzt Görlich.
Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hatte gestern im Verkehrsausschuss noch einmal betont, das laufende Verfahren zum Bau der Brücke jetzt noch zu stoppen, berge das Risiko möglicher Schadenersatzforderungen durch die Firmen, die sich an der Ausschreibung beteiligt haben.Die Bürgervereine wollen dieses Argument nicht gelten lassen. "Als die Ausschreibung gestartet wurde, waren unsere Einwände bekannt", so Görlich. Ohne die finanziellen Belange abtun zu wollen, sei die Entscheidung über die Gestaltung der Brücke zu wichtig, um sie reinem Verwaltungshandeln zu unterwerfen. "Schließlich stand an dieser Stelle ab 1695 Berlins erste steinerne Brücke, die 1703 durch das von Andreas Schlüter geschaffene Reiterstandbild des Großen Kurfürsten geschmückt wurde."
BILD am 27.1.2009

Zoff um die neue Rathaus-Brücke
Mit Fotogalerie

Neue Rathaus-Brücke
Noebel oder nobel?
Entwurf der Brücken-Initiative Die AG Rathaus-Brücke will die Überführung mit zwei Bögen, einem Pfeiler und Reiterstandbild
Von H. KASCHA
Die neue Rathaus-Brücke – wird sie Noebel oder nobel?
Bis zu ihrer Zerstörung im 2. Weltkrieg war sie die schönste Steinbrücke Ber-lins. Mit Reiterstandbild, Verzierungen, fünf Bögen. Das 1945 gebaute Provisorium soll jetzt dem Bügelbrett-Entwurf von Architekt Walter A. Noebel (55) weichen (9,7 Mio. Euro).

Nobel dagegen will es die Arbeitsgruppe (AG) Rathaus-Brücke. Die Initiative präsentierte gestern eine Variante, die sich am historischen Vorbild von 1695 orientiert. U. a. mit einem Pfeiler (3 m), auf dem wieder der Große Kurfürst (zurzeit Schlosshof Charlottenburg) stehen soll.
„Den Noebel-Entwurf lehnen wir auch deshalb ab, weil er nicht in das Ensemble mit dem zukünftigen Stadtschloss passt“, so AG-Initiatorin Annette Ahme (50).
In zwei Wochen läuft die Ausschreibungsfrist für den Neubau ab. Die AG fordert vom Senat, den Vergabeprozess sofort zu stoppen.
Prominenter Unterstützer: Medizin-Nobelpreisträger Günter Blobel (72). Er schrieb dem Regierenden Klaus Wowereit (55, SPD): „Das banale Betonband wird lächerlich und irritierend wirken.“
Dagegen Manuela Damianakis, Bausenats-Sprecherin: „Der Noebel-Entwurf wird umgesetzt. Baubeginn ist in diesem Halbjahr.“
http://www.bild.de/BILD/berlin/aktuell/2009/01/27/zoff-um-neue/rathaus-bruecke.html

Berliner Kurier, 27.01.2009

Historische Mitte
Der Kurfürst soll wieder auf die Rathausbrücke

Von Sascha Langenbach

Berlin - Preußisches Schmuckstück oder hässliches Bügelbrett? Fans von Berlins historischer Mitte kämpfen um die Rathausbrücke. Doch die "Feinde" Preußens sind zahlreich ...

Darum geht es: Seit 1998 gibt es den Plan, die Brücke zwischen Nikolai-Viertel und Schloßplatz zu erneuern, kühl, modern, ohne Pfeiler in der Spree. Nun ist Geld da, die Ausschreibung läuft, bald könnte gebaut werden.

"Halt!", rufen nun mehrere Vereine. Sie wollen, dass die ehemalige Kurfürstenbrücke mit hübschen Bogen und historisch einigermaßen korrekt wieder aufgebaut wird. Grund: Vor der Fassade des Schlosses wäre die neue Brücke – noch dazu ohne Reiterstandbild des Großen Kurfürsten – ein Fremdkörper.

Die Senats-Bauverwaltung: sieht das anders: "Wir bleiben bei den alten Plänen, das Geld wird verbaut." Klingt nicht nach Preußens Gloria ...

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