Dienstag, 21. Februar 2012

Gestaltung des Umfeldes - mit Brücke

21.02.2012 21:24 Uhr
Von Ralf Schönball
Der Senat beschließt das Schloss
Der Bebauungsplan für die Rekonstruktion des Schlüterbaus
steht. Jetzt startet im März der Wettbewerb zur Gestaltung
des Umfeldes. Dabei soll der Pariser Louvre das Vorbild
sein.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/stadtplanung-der-senat-beschliesst-das-schloss/6237358.html


Der Weg für die Rekonstruktion des Berliner Schlosses ist
geebnet: Der Senat hat am Dienstag den Entwurf für den
Bebauungsplan des Schlüterbaus beschlossen. Dies sagte
Stadtentwicklungssenator Michael Müller nach dem Beschluss.
Der Bebauungsplanentwurf soll noch im März ins
Abgeordnetenhaus eingebracht werden, so dass Ende kommenden
Monats auch mit einem Parlamentsbeschluss zu rechnen sei.
Sobald dieser vorliegt, will die Stiftung Berliner Schloss
Humboldt-Forum mit den Arbeiten zur Befestigung des
Baugrunds beginnen. Der Grundstein für das Schloss wird 2013
gelegt. Auch den seit langem angekündigten Wettbewerb zur
Gestaltung des Umfeldes am Neubau will der Senat noch in
diesem Jahr ausloben.
Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) sprach von
einer „wichtigen Weiterentwicklung dieses zentralen
historischen Ortes in Berlin“. Ziel sei es, die Stadt auch
an diesem Ort „lebendig und erlebbar zu gestalten“.
Senatsbaudirektorin Regula Lüscher kündigte an, „den
Freiraumwettbewerb bis Mitte des Jahres“ ausschreiben und
bis Ende des Jahres Ergebnisse vorlegen zu wollen. Lüscher
will „keine historische Rekonstruktion“ des Schlossplatzes
und der anderen Bereiche rund um das Humboldt-Forum. „Die
Zeit ist nicht stehen geblieben“, so die Senatsbaudirektorin
weiter. Deshalb erwarte sie eine „zeitgenössische Gestaltung
des Umfeldes“. Lüscher nannte den Pariser Louvre als
Vorbild. Vor dem früheren Königspalast, der heute als Museum
dient, stellte Architekt I. M. Pei Ende der 80er Jahre eine
Glaspyramide auf, die als Eingangsbereich dient.
Platz für sechs Busse - und 440 Fahrräder
Die historischen Kellergewölbe des gesprengten Schlosses
will die Senatsbaudirektorin weitgehend erhalten und so in
den Neubau integrieren, dass Besucher diese auch besichtigen
können. Nach Angaben des Chefs der Schlossstiftung, Manfred
Rettig, werden zum Beispiel an der Nordfront des Schlosses
frühere Kellergänge geöffnet. Dort sind historische Spuren
zu finden, sogar Löcher für die Dynamitladungen, die 1950
zur Sprengung des Barockbaus dienten. Die historischen
Gemäuer werden auch von einer Garderobe des Neubaus aus
einzusehen sein.
Dass der Senat trotz Widerstands des Koalitionspartners CDU
kein Geld für den Bau des geplanten Archäologischen Zentrums
am Petriplatz bereitstellen will, bestätigte Müller erneut:
„Im Moment ist das Zentrum nicht eingeplant.“ Müller
bestritt, dass er selbst mit Regierungschef Klaus Wowereit
(SPD) das Vorhaben aus dem Haushaltsplan gestrichen habe.
Vielmehr wolle er den Bau „nicht gegen andere durchsetzen“.
Die Prioritätensetzung liege beim Kultursenator Klaus
Wowereit, stellt Müller klar. Das Archäologische Zentrum
sollte als Ausgangspunkt einer Promenade dienen durch das
historische Zentrum zu den archäologischen Fenstern, etwa am
Schloss.
Wie Lüscher favorisiert wohl auch Müller modernere Baukörper
im historischen Zentrum: Den gläsernen Kubus von Thyssen-
Krupp, der sich gegenüber vom Schloss vor das
Staatsratsgebäude schieben soll, nannte Müller einen „ganz
spannenden Plan“. Dieser „Bruch in der Gestaltung und Optik“
habe eine Debatte ausgelöst. Es sei aber auch gut, dass
„kein Schnellschuss“ in der Sache erfolge. Die Baufläche für
den Kubus hatte der frühere Senatsbaudirektor Hans Stimmann
freigegeben mit dem Ziel, dadurch den Schlossplatz
einzufassen und den historischen Stadtgrundriss zu
rekonstruieren.
So wird geplant: Das Humboldforum soll zwischen Berliner Dom
und ehemaligem Staatsratsgebäude gebaut werden. Grafik:
Pieper-Meyer
So wird geplant: Das Humboldforum soll zwischen Berliner Dom
und ehemaligem Staatsratsgebäude gebaut werden. - Grafik:
Pieper-Meyer
Die nun vorliegende Baugenehmigung sieht dort, wo einmal der
Schlossplatz war, sechs Halteplätze für Reise- und
Rundfahrtbusse vor, drei Halteplätze für Taxis sowie
Metallbügel für 200 von insgesamt 440 Fahrradstellplätzen am
Humboldt-Forum. Auch die Nutzer des Neubaus – darunter
Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Zentral- und
Landesbibliothek sowie Humboldt-Universität – sollen dort
für ihre Einrichtungen werben können. Ob es dann noch
möglich ist, wie Lüscher hofft, „die Öffentlichkeit nahe an
das Humboldt-Forum heranzuführen“?
83 Einwendungen gegen den Bebauungsplan
Immerhin sind alle Flächen rund um das Schloss „mit
öffentlichem Wegerecht“ belegt. Damit soll sichergestellt
werden, dass Besucher rund um die Uhr nahe ans Schloss
herankommen. Der Senat will verhindern, dass die Umgebung so
ausgestorben wirkt wie das Umfeld mancher Bundesbauten nach
den Dienstzeiten, weil Cafés, Gaststätten oder Läden in den
Gebäuden fehlen. Stadtentwicklungssenator Müller kündigte
dazu ein Gespräch mit Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU)
an, das unter anderem den Neubau des
Bundesbildungsministeriums betreffen soll.
Am und um den Schlossplatz. Im März sollen die Erdarbeiten
für den Bau des Humboldt-Forums beginnen. Foto: Doris
Spiekermann-Klaas
Am und um den Schlossplatz. Im März sollen die Erdarbeiten
für den Bau des Humboldt-Forums beginnen. - Foto: Doris
Spiekermann-Klaas
Der vorgelegte Bebauungsplan sieht die Wiederherstellung des
Schlosses in der historischen „Kubatur“ des Stadtschlosses
vor, einschließlich Kuppel und Dachrestaurant – falls deren
Bau finanzierbar ist. Gegen den Bebauungsplan habe es 83
Einwendungen von Bürgern gegeben, sagte Senatsbaudirektorin
Lüscher. Dies sei für ein Projekt dieser Größenordnung nicht
besonders viel. Ein Drittel der kritischen Bürger hätten
mehr historisierende Elemente am Gebäude gefordert, ein
Drittel weniger davon. Der Rest der Einwendungen habe das
Umfeld des Schlosses zum Gegenstand gehabt.
Stadtentwicklungssenator Müller sagte weiter, dass das Land
Berlin sich auch finanziell an dem Schoss beteilige. Neben
der Bereitstellung von Teilgrundstücken würden 32 Millionen
Euro in die Realisierung des Gebäudes fließen. Zudem seien
fünf Millionen Euro für „die weitere Gestaltung des
Umfeldes“ vorgesehen. Das Schloss werde „ein Ort der
Begegnung der Kulturen und Nationen werden und der
Diskussion.“