Dienstag, 7. April 2009

Verkehrskonzept Schlossplatz/Lustgarten


Am Montag (6.4.2009) auf der Pressekonferenz vorgestellt

VERKEHRSKONZEPT FÜR BERLINS NEUE KULTURMITTE VORGESTELLT
Im Rahmen einer Pressekonferenz stellte heute die Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer, das Verkehrskonzept für den Bereich „Museumsinsel, Humboldt-Forum und Schloßplatz“ vor. Der Neubau des Humboldt-Forums, die Veränderungen auf der Museumsinsel, die Neugestaltungen des städtischen Raumes im Umfeld dieser Kulturbauten sowie der zu erwartende Besucherzustrom erfordern dieses Verkehrskonzept. Insbesondere der Zuwachs an Reisebus-Verkehr muss zukünftig intelligent geregelt werden.
Senatorin Junge-Reyer: „Die Museumsinsel und das Humboldt-Forum werden eine Einheit bilden, die in kultureller und touristischer Hinsicht das Zentrum Berlins sein wird. Berlinerinnen und Berliner sowie Touristen aus aller Welt werden in die Museen und in das neue Forum strömen, der Zuwachs an Gästen wird erheblich sein. Viele von ihnen werden das Weltkulturerbe und das Humboldt-Forum mit dem Reisebus besuchen, zusätzlich werden tausende Fußgänger mehr erwartet. Zugleich muss die Achse „Unter den Linden – Karl-Liebknecht-Straße“ als Ost-West-Verbindung erhalten bleiben. Eine Sperrung dieser wichtigen Straße, auf der auch in Zukunft ca. 30. – 35.000 Kfz pro Tag fahren werden, würde zu einem Verkehrschaos am Schloßplatz und in der Rathausstraße führen. Deshalb haben wir eine Lösung erarbeitet, in der Fußgänger und Radfahrer erheblich mehr Raum erhalten und die Querung der Straße vereinfacht wird, jedoch ohne die Ost-West-Achse zu unterbrechen.“
Die erwartete Verkehrsentwicklung lässt sich folgendermaßen beschreiben: Während der städtische Durchgangsverkehr über die Museumsinsel leicht abnehmen wird, ist ein erheblicher Zuwachs des auf Museumsinsel und Humboldt-Forum gerichteten Verkehrs durch Touristen zu erwarten. Nach Fertigstellung des Humboldt-Forums rechnen Museumsfachleute mit einer Verdoppelung der Besucherzahl von heute ca. 8.400 pro Tag auf ca. 17.000 pro Tag. Der größte Teil dieser Besucher (rund 70 %) wird voraussichtlich mit dem ÖPNV, zu Fuß und mit dem Fahrrad zur Museumsinsel kommen. Rund 25 % der Besucher werden vermutlich Reisebusse nutzen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat dazu ein Konzept entwickelt, um der zu erwartenden Verkehrsentwicklung zu begegnen.
Die Verkehrsinfrastruktur im Bereich der Museumsinsel wird den gesamten Verkehr gut bewältigen können. Zu der bisher schon sehr guten ÖPNV-Erschließung (S-Bahn und Linienbusse) wird ab ca. 2017 die U 5 mit dem U-Bahnhof „Humboldt-Forum“ hinzukommen. Das Gerüst des Hauptstraßennetzes wird nach dem Konzept des Senates beibehalten, weil weiterhin ein sehr erheblicher überörtlicher Ost-West-Verkehr zu bewältigen ist. Die in die Diskussion gebrachte Unterbrechung der Karl-Liebknecht-Straße im Bereich des Lustgartens und die Umleitung des Hauptverkehrsstromes über Schloßplatz und Rathausstraße wurde unter verkehrstechnischen und städtebaulichen Gesichtspunkten geprüft.
Ergebnis ist, dass der Vorteil einer ungestörten Verbindung zwischen der Nordfassade des Humboldt-Forums und Lustgarten mit einer ganzen Reihe so gravierender Nachteile erkauft würde, dass eine Umsetzung dieser alternativen Überlegung nicht in Betracht kommt. Auch bei einer Beibehaltung der Karl-Liebknecht-Straße zwischen Lustgarten und Humboldt-Forum kann für eine ausreichende Querbarkeit der Straße und eine städtebaulich einheitliche Platzgestalt gesorgt werden. Die genaue Gestaltung dieser neuen Fußgängerverbindung zwischen Lustgarten und Humboldt-Forum wird in einem städtebaulichen Wettbewerb ermittelt.
Für den nichtmotorisierten Verkehr (Radfahrer und Fußgänger) sieht das Verkehrskonzept ein deutlich vergrößertes Flächenangebot vor. Bodestraße und ein Teil der Straße Am Lustgarten werden für den allgemeinen Verkehr gesperrt.
Ein besonderer Schwerpunkt des Konzeptes ist der Umgang mit dem Reisebusverkehr. Da künftig mit mehr als 100 Reisebussen pro Tag zu rechnen ist, die Gäste zur Museumsinsel und zum Humboldt-Forum bringen und wieder abholen werden, muss die Zu- und Abfahrt organisiert werden. Dabei muss verhindert werden, dass überall parkende Busse sowie Parksuchverkehr den Verkehr und das Stadtbild beeinträchtigen. Nach Untersuchung verschiedener grundsätzlicher Alternativen einschließlich der Prüfung vergleichbarer Fälle in London, Wien und Paris wurde dem sogenannten „Terminal-Konzept“ der Vorzug gegeben. Nach diesem Konzept fahren die Busse unmittelbar bis zum Ziel, setzen die Besucher dort ab und nehmen dann eine vorübergehende Warteposition an dezentralen Busparkplätzen ein, die im Umfeld der Museumsinsel liegen. Um dies zu organisieren, bedarf es einer telematischen Unterstützung. Moderne Kommunikationstechnologie kommt zum Einsatz, um die Busse für einen bestimmten Zeitpunkt der Zufahrt anzumelden, die Zu- und Ausfahrt zu überwachen und über aktuell freie Parkplätze für Busse zu informieren.
Für die Museumsinsel ist ein Terminalbereich für zwei Busse in der Bodestraße und ein „Überlaufbereich“ in der Straße Am Lustgarten vorgesehen. Außerhalb des Terminals sind Haltepunkte zum Ein- und Aussteigen Am Kupfergraben und Am Lustgarten vorgesehen. Für den Bereich des Humboldt-Forums sind drei Haltepositionen nahe der Rathausstraße geplant; die konkrete Ausgestaltung wird noch erarbeitet. Das telematikunterstützte Busleitsystem könnte ab 2011 in Betrieb gehen.