Die Rathausbrücke
Warum kriegen wir so ’ne doofe Brücke? Die war doch mal so schön!
Von HILDBURG BRUNS
Über Jahrhunderte war sie das beliebteste Berlin-Motiv der Künstler: die Lange Brücke, Kurfürstenbrücke oder Rathausbrücke, wie sie heute heißt. Mit dem prächtigsten Reiterstandbild nördlich der Alpen und dem Berliner Schloss im Hintergrund.
Sie war mal so schön... Und jetzt DAS!
Nach dem 2. Weltkrieg ersetzte die DDR die weggebombte Spree-Brücke durch einen schnöden Behelfsübergang. Der soll jetzt einem modernen, schmucklosen Neubau weichen – der sich nicht an die historische Umgebung anpasst!
Geschäftsmann Martin Boettcher (45) übergab gestern einen Protestbrief von Anwohnern und Ladenbesitzern des Nikolaiviertels an Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (61, SPD). Sie sagte kurz: „Prima, schau ich mir an!“
Die CDU-Fraktion will den Neubau per Parlamentsantrag stoppen. Robbin Juhnke (41): „Noch ist es nicht zu spät, Schaden für das historische Gesamtensemble abzuwenden.“
Selbst die Berliner SPD-Fraktion ist mit der Modern-Version unglücklich. Bauexpertin Ellen Haußdörfer (28): „Architekt Walter Noebel hat bei seinem Entwurf noch nicht den Wiederaufbau des Stadtschlosses berücksichtigt. Wir bedauern, dass der Entwurf nicht den alten Fassaden angepasst wurde.“
Das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten wird keinesfalls wieder auf die Brücke gestellt werden – aus statischen Gründen. Christiane Lingen, Fachbereichsleiterin beim Bausenat: „Die Spree ist hier eine Bundeswasserstraße. Sie muss auf einer Breite von 26,50 m beschiffbar sein, kann so keinen Mittelpfeiler haben.“
Übrigens: Die jetzige DDR-Behelfsbrücke hat sehr wohl einen Mittelpfeiler...
http://www.bild.de/BILD/berlin/aktuell/2008/06/13/neue-rathausbruecke/haesslich,geo=4826142.html
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