Dienstag, 17. Juni 2008

Kommentar GRAS DRÜBER

Gerd Nowakowski ist froh, dass nicht alle Wünsche gleich erfüllt werden

Wer sagt, dass leere Kassen immer nur ein Nachteil sind? Zuweilen ist es hilfreich. Das gilt auch für die Stadtplanung. Die Zeit hilft – beim Nachdenken, beim Neu denken. Nur weil Berlin pleite ist, wurde der vor zehn Jahren beschlossene Neubau der Rathaus-Brücke nicht umgesetzt. Nun passt der durchaus respektable Entwurf einer modernen Brücke nicht mehr recht zum Plan, das Stadtschloss wieder auferstehen zu lassen. Schade für den Wettbewerbs-Gewinner, ein Segen für die Stadt. Am Ende kommt es eben anders, als man denkt. Auch Architekturideen haben ihre Halbwertszeit in einer lebendigen Stadt. Am Potsdamer Platz kann besichtigt werden, was passiert, wenn genügend Geld vorhanden ist. Die Gemäldegalerie, kaum zehn Jahre alt, ist heute ein Ärgernis bei der Zusammenführung der Sammlungen auf der Museumsinsel. Erinnert sich noch jemand, dass einst Bundesaußenminister Klaus Kinkel auf dem Schloßplatz sein Ministerium bauen lassen wollte? Glück gehabt. Am Schloßplatz entsteht derzeit übrigens eine Grasfläche mit Holzstegen – als Zwischennutzung. Gras drüber wachsen zu lassen ist das Nachdenken der Städte.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 15.06.2008)

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